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27.03.2009 00:22 Alter: 15 yrs

Sensationeller Erfolg unserer Mathematiker

Tag der Mathematik in Konstanz


An der Universität Konstanz wurde bereits zum 25. Mal der Einzel- und der Teambewerb für Mathematiker abgehalten. 26 Gymnasien aus Deutschland, der Schweiz und Österreich entsendeten ihre besten Schülerinnen und Schüler. Insgesamt 49 Mannschaften mit 210 Schülerinnen und Schüler meldeten sich für diese Herausforderung an. Erfreulicherweise siegte unsere Abordnung der GYS-Schüler (Martin Nägele 6d, Raphael Dreymann 7d und Simon Kloiber 8d) sowohl im Teambewerb also auch im Einzelwettbewerb durch Martin Nägele.

Samstagmorgen, 7:30 Uhr. Obwohl um diese Zeit die meisten SchülerInnen noch schlafen, ging für Martin Nägele 6d, Raphael Dreymann 7d und Simon Kloiber 8d die Reise nach Konstanz los. Wir hatten etwas gemischte Gefühle, weil zwar in einem Team 5 Schüler antreten können, aber aufgrund einiger Absagen eine volle Besetzung des Teams nicht möglich war. So mussten diese drei das Gymnasium Schillerstaße vertreten.

Auf der Fahrt zum Wettbewerbsort wurden die letzten taktischen Manöver besprochen. Im Zuge der Mathematikolympiade fand zwar eine Vorbereitung statt, trotzdem herrschte eine gewisse Unsicherheit, weil dies das erste Antreten unserer Schule bei diesem Wettbewerb war.

Beim Betreten des Hörsaals gab es dann gleich ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Stefan Amann aus Bludenz hatte sich mit 4 Maturanten vom BG Bludenz zu einem Team formiert, und auch Prof. Piazzi vom BG Feldkirch war mit einer Mannschaft gekommen. Das BG Feldkirch war der Titelverteidiger des letzten Jahres und hatte den Wanderpokal für den Wettbewerb mitgebracht. Obwohl die Schüler und Schulen im Wettbewerb Konkurrenten sind, herrschte wie immer eine freundschaftliche Stimmung unter den Vorarlberger Teams. Man saß nebeneinander, wünschte sich viel Erfolg und scherzte. Hierbei ist ein großer Dank an Prof. Piazzi auszusprechen, der es verstand, neben seinem Gymnasium auch andere Vorarlberger Gymnasien zu motivieren, an solchen Wettbewerben teilzunehmen. Speziell für unsere Schule ist die enge Zusammenarbeit mit Prof. Piazzi und seinem Kollegen Prof. Giesinger vom BG Feldkirch äußert wertvoll.

Bevor der Wettbewerb startete, wurde noch erklärt, dass heute der Pi-Tag sei. Da wir den 3. Monat und seinen 14. Tag schrieben, bildete das Datum die ersten Stellen von Pi (3,14159….). Übrigens feierten einige Mathematiker dieses besondere Ereignis um 1:59 Uhr (dies sind die nächsten Stellen). Dies erklärt auch, warum unsere Schüler bei der Sendung „Vorarlberg heute“ die ersten Stellen von Pi zur Begrüßung „Grüaß Gott in Vorarlberg“ aufzählten.  

Der erste Teil des Wettbewerbes dauerte eine Stunde. Jedes Team erhielt 4 Aufgaben. Simon Kloiber machte sich an die Extremwertaufgabe, da er vor wenigen Wochen bei Prof. Frick im Mathematikunterricht das Thema wiederholte.

Raphael Dreymann nahm sich die Aufgabe vor, die verschiedene Zahlensysteme (binäres, Dreier-, Vierer-, Fünfer- und Zehnersystem) beinhaltete. Möglicherweise hat er sich im Wahlpflichtfach Informatik bei Prof. Schafferer damit genauer auseinandergesetzt.

Martin Nägele machte sich an die Geometrieaufgabe und verwendete dabei Sätze aus der Mathematikolympiade (unter anderem den Peripheriewinkelsatz), die er perfekt einzusetzen wusste. Bei der Zahlentheorieaufgabe war eine Zahl mit besonderen Eigenschaften gesucht. Martin Nägele formulierte die Aufgabenstellung als Gleichung (mit einer Gaußklammer) um und gab ein Verfahren an, mit dem man alle Zahlen mit dieser Eigenschaft berechnen kann. Selbstverständlich hat er auch eine Zahl explizit berechnet.

Somit wurde der erste Teil des Gruppenwettbewerbes erfolgreich erledigt und die Schüler waren sich relativ sicher, dass sie im Spitzenfeld zu finden sein werden.

Nach einer kurzen Pause folgte der einstündige Einzelwettbewerb. Den Schülern wurden dabei drei Aufgaben gestellt, die jeder alleine für sich zu lösen hatte. Die erste Aufgabe war mit einem Hinweis versehen, und so war es für Martin Nägele nur eine Standardprozedur dies herunterzurechnen. Glücklicherweise hat er sich selbständig die Differenzialrechnung beigebracht, da dies in der 6. Klasse zwar noch nicht besprochen, bei dieser Aufgabe aber vorausgesetzt wurde. Entscheidend war bei dieser Aufgabe, dass hier zwei Lösungen anzugeben waren. Dem drittplatzierten Stefan Amann aus Bludenz ist dies zum Verhängnis geworden und er hat wahrscheinlich hier Punkteabzüge bekommen. 

Die Geometrieaufgabe wurde von Martin mit seiner guten Intuition gelöst. Selbstverständlich blieb er auch hier einen sauberen mathematischen Beweis nicht schuldig.

Erst bei der dritten Aufgabe ist Martin Gefahr gelaufen, einen Fehler zu machen. Während er akribisch genau systematisch alle Lösungspunkte berechnete, vergaß er, diese wie gefordert auch zu zeichnen. Erst als die Lösungsblätter eingesammelt wurden, fiel Martin ein, dass er noch eine Zeichnung zu machen hatte. Dank seines guten Vorstellungsvermögens konnte er das Lösungsparallelogramm freihand in ein Koordinatensystem zeichnen. Es blieb nur die Hoffnung, dass auf eine genaue Zeichnung nicht allzu großen Wert gelegt und seine mathematisch korrekte Lösungsmenge dieses Missgeschick wieder gutmachen würde.

Nach dem Mittagessen fand der abschließende Speedwettbewerb statt. Hier musste von jedem Team ein Schüler ein Angabenblatt holen, dieses zum Team tragen und, nachdem die Lösung gefunden wurde, dieses mit Name versehen dem Schiedsrichter retournieren. Sobald die erste richtige Antwort abgegeben wurde, hatte jedes Team noch 10 Sekunden Zeit, um ebenfalls eine Lösung abzugeben. Der Speedwettbewerb bestand aus 8 Durchgängen, bei denen jedesmal eine neue Aufgabe gestellt wurde. Ein häufiger Fehler war, dass manche Teams vergaßen, den Namen aufs Blatt zu schreiben. Hier war die Jury sehr streng und bewertete Lösungen ohne Namen mit 0 Punkten. Unsere Mannschaft löste diese Anforderung, indem eine klare Einteilung stattfand. Simon Kloiber musste rasch das Angabeblatt zum Tisch bringen und es so hinlegen, dass die anderen Schüler es lesen konnten. In der Zeit, bis er sich setzte, konnten die anderen Schüler bereits an der Lösung knobeln. Raphaels Aufgabe war es, zuerst immer das Lösungsblatt zu beschriften. So war sichergestellt, dass dies nicht vergessen wurde.

In den ersten Runden gab es viele Mannschaften, die dem Schiedsrichter zwar sehr schnell eine Lösung präsentierten, diese aber zumeist leider nicht vollständig richtig war. Das Team hatte somit keine Möglichkeit, die Aufgabe zu verbessern. Unser Team hatte es nicht nötig, durch rasche Abgaben den Druck auf die anderen Teams zu erhöhen. Selbst wenn unsere Schüler eine Lösung hatten, verblieben sie am Platz und kontrollierten die Lösung. Ihre Abgabe erfolgte erst in den 10 Sekunden nach der ersten richtig eingereichten Lösung. So stellten sie sicher, dass sie einen möglichst großen Teil der Punkte bei diesem Spiel erhielten.

Leider beobachtete ich in den letzten zwei Runden, dass es ein Team gab, das äußerst effizient Aufgaben abgab, bevor unsere Mannschaft zu einer richtigen Lösung kam. Ich fragte mich, ob diese Schüler vielleicht noch mehr richtige Antworten lieferten als das GYS-Team.

Nach einer Information über die Universität Konstanz kam es dann zur Preisverleihung. Es wurden die besten 10 in umgekehrter Reihenfolge aufgerufen. Da nur die ersten 3 eine Urkunde erhielten, hofften wir natürlich, dass Martin erst ganz spät genannt werde. Die Aufregung bei uns war riesengroß. Als dann die Plätze 10 – 2 genannt wurden, ging es um alles oder nichts. Wie viel Punktabzüge würde Martin wohl wegen seiner schlampigen Skizze bekommen? Und dann gab es große Erleichterung und riesigen Jubel in unserem Team, als Martin Nägele nach vorne gerufen wurde. Er hatte alle anderen Schüler überflügelt und den 1. Platz belegt.    

Nach diesem Krimi folgte der nächste. Die besten 10 Teams wurden in umgekehrter Reihenfolge aufgezählt. Da wir bei den Plätzen 10 – 4 nicht dabei waren, war klar, dass wir eine Auszeichnung erhielten. Aber welche? Unsere Mannschaft war nicht Dritte und auch nicht Zweite. Da blieb nur noch der Platz auf dem obersten Treppchen übrig. Die Schüler holten mit ihrer tollen Leistung den Sieg ans GYS. Der Moderator tat sich zwar etwas schwer bei der Aussprache von „BORG Feldkirch“, aber da er es zuvor bei Martin Nägele schon geübt hatte, ging es gleich schon etwas besser. Und so liefen auch Raphael und Simon nach vorne, um mit Martin zusammen die Mannschaftstrophäe (ein Möbiusband auf einem Sockel) zu bejubeln. Von allen Seiten schwärmten Gratulanten herbei und auch ein Journalist vom Südkurier interviewte das tolle Team.

Mit dieser fröhlichen Stimmung im Gepäck ging es im Anschluss zurück nach Feldkirch. Bei einem Eis wurden dann die überhitzen Köpfe abgekühlt und der Triumpf gefeiert.

Am Montagnachmittag drehte das „Vorarlberg heute“-Team vom ORF einen Bericht, der am selben Abend ausgestrahlt wurde. Ebenso durfte das Mathematikerteam die Sendung mit einem „Grüaß Gott in Vorarlberg“ ankündigen. 

Ich möchte mich beim Team herzlich bedanken. Es war mir ein große Freude, die Schüler nach Konstanz zu begleiten. Sie haben unsere Schule mehr als würdig vertreten und unser Gymnasium von der besten Seite gezeigt. Neben ihrem Talent haben sie es wegen ihres außerordentlichen Fleißes verdient, das Quäntchen Glück zu haben, um ganz oben zu stehen.

Prof.  Johannes Strassmair  


Humorvolles:
Ein Schüler hat während der ganzen Autofahrt gedöst, weil er am Vorabend erst um 3:00 Uhr nachts ins Bett - und nicht einmal in sein eigenes - gekommen ist.

Rechenfehler beim Speedwettbewerb: Zwei dividiert durch eins ist eins; eins Rest!