< Die Weihnachtsklasse
03.02.2010 18:18 Alter: 14 yrs

Pimp up Johann Wolfgang

Goethes "Erlkönig"


Die Schüler und Schülerinnen der 8ab haben einem alten Gedichtklassiker neues Leben eingehaucht. Lediglich die äußere Form des „Erlkönigs“ ist erhalten geblieben, der Inhalt seinerseits musste allerdings dem Spirit des 21. Jahrhunderts weichen. Der Ehrgeiz und die Kreativität aller Beteiligten schlugen sich in zeitgemäßen Werksbeiträgen zum Schmunzeln nieder. Probleme des Alltags fanden hier die passende Plattform, um sich Gehör zu verschaffen (Stilistisch handelt es sich bei diesem Satz um eine Personifizierung, was auf die tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Thematik verweisen soll)! Als exemplarische Auszüge seien in der Folge zwei Gedichte abgebildet, die - auf die Schule umgelegt - Ausschnitte aus dem Alltag eines Schülers der Unterstufe sowie der Oberstufe versinnbildlichen könnten.
Prof. Philipp Wolf

 
„Schummelkönig“ oder Probleme mit der Liebe

Wer fährt so früh durch Nebel und Wind?
Es ist der Schüler mit seinem I-Pod geschwind;
Er hat seinen Schulrucksack wohl unterm Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Junge, was birgst du so bang dein Gesicht?-
Siehst, Fahrer, du meinen Stress denn nicht?
Den Stress mit Mädchen und Schule – nur Sorgen,
Mein Junge, verkopf dich nicht und denk an morgen;

im Schulgebäude - Lehrer zum Schüler:

Du kleiner Bengel, komm, geh mit mir!
Schummeln in meinem Unterricht, was denkst du dir?
Manch andere Lehrer merken dies nicht,
doch ich bin aufmerksam und ärgerlich.

Herr Lehrer, Herr Lehrer, und hören Sie nicht,
Was meine Sitznachbarin immer leise ins Ohr mir spricht?-
Sei, ruhig, bleib ruhig, du nervst so sehr!
Jetzt wirst du bestraft und noch mehr.

Willst, frecher Junge, du wohl mit mir gehn?
Der Direktor ist gespannt und will dich sehn;
Er will mit dir reden über Schummeln und Stören,
Und bist du nicht artig, dann wirst du noch mehr von ihm hören.

 

Herr Direktor, Herr Direktor, können Sie mich nicht verstehn -
Meine Sitznachbarin quasselt ständig und ich darf nicht gehn.
Mein Schüler, mein Schüler, ich seh es genau;
Du musst das verstehen, sie ist eine Frau.

Mädchen zum Jungen:

Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.-
Hilfe, Hilfe, jetzt fasst sie mich an!
Meine Sitznachbarin hat mir Leid getan!-

Dem Jungen graust’s, er entweicht geschwind,
Das Mädchen verfolgt ihn, rennt wie ein ächzendes Kind,
Erreicht den Schulhof mit Mühe und Not,
Doch der Junge liegt auf dem Schulhof und möcht sein tot.

Stefanie Kelterer, 8ab

 

Alkoholismus-Monolog

Oh, wieso schmerzet so arg mein Grind?
S’ist wohl der teuflische Absinth.
Die Welt hat verloren all ihren Charme,
sie dreht sich schnell und macht mich lahm.

Mein, Gott, was soll dieses blöde Gedicht?
Zu so später Stunde gehört sich das Reimen nicht.
Nötiger hätt‘ ich Bürste und Seif‘,
bevor einen meine Fahne ergreif‘.

Eilen, ihr dicken Füß‘, kommt, weg von hier!
Oh, hätt ich doch nicht getrunken das letzte Bier.
Konfuse Gedanken drängen mich Mann an den Rand,
sie drücken und kneifen und mein Gürtel, er spannt.

Mein Magen, mein Kopf hat so viel Gewicht.
Ich wäre nun auf einen Kübel erpicht!
Kleine Augen, rot, fast blind,
ob er den Kampf gegen den Taumel gewinnt?

Um dir, du triste Realität zu entgehn‘,
muss ich nun auf mein Erbrochenes sehn‘.
Muss überbrücken mein kläglich‘ Dasein,
muss denken an nächtliche Schweinerein‘.

Wie ordinär, wie stupid, wie furchtbar absord,
auf meine misslich‘ Lage passt kein grausig‘ Wort.
Wie wird sie wohl meckern, zuhaus die Frau,
wenn ich heimkomme, stinkend, besoffen wie Sau?

Mein Kopf, mein Hirn: alles dreht sich mit Gewalt,
ich sollte gehn‘ in die Alkoholentzugsanstalt!
Außerdem hab‘ ich verloren den letzten Zahn,
schau nun noch beschiss’ner aus, seht mich doch an!

„So, jetzt ab in die Hütte, du Trampel, verschwind!“,
säuselt mir süß ins Ohr der Wind.
Von Halluzinationen geplagt, welch‘  große Not,
steige ich zuguterletzt in eines Hundes Kot.

Julia Konzett, 8am