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17.12.2012 22:28 Alter: 11 yrs
Kategorie: Wichtiges

Stellungnahme zur 10‐Punkte‐Forderung der Wirtschaftskammer


Kürzlich ist die Wirtschaftskammer Vorarlberg mit einem 10‐Punkte‐Programm zur Modernisierung des Bildungssystems an die Öffentlichkeit getreten.

Viele der Forderungen sind durchaus unterstützenswert bzw. werden von den Gymnasien schon seit Jahren selbst gefordert. Allerdings wird mit dem Ruf nach einer Modellregion der „Gemeinsamen Schule der 10‐14‐Jährigen“ ein Systemwechsel gefordert, der in unseren Augen kontraproduktiv ist.

Wenn etwa erwartet wird, in einer gemeinsamen Schule würden die Potenziale und Interessen der Schüler/innen besser ausgeschöpft bzw. gefördert, dann entspricht das in keiner Weise den Erfahrungen, die in anderen Ländern gemacht wurden. Im Gegenteil, differenzierte Schulsysteme schaffen etwa in Deutschland einen gewaltigen Lernfortschritt gegenüber Bundesländern mit einer gemeinsamen Schule.

Eine innere Leistungsdifferenzierung ist sicher sehr sinnvoll, allerdings fragen wir uns, wie zielführend es ist, zuerst eine größtmögliche Inhomogenität in einer gemeinsamen Schule herbeizuführen, um anschließend mit einem gewaltigen Aufwand wieder zu differenzieren.

Dass auch der eminent wichtige Aspekt, Bildung von der sozialen Herkunft abzulösen, in einer gemeinsamen Schule nicht funktioniert, zeigt die Volksschule, die ja eine gemeinsame Schule ist, das zeigen aber auch die Beispiele in anderen Ländern. Im hoch gelobten Finnland etwa ist der statistische Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und den Leistungen bei PISA 2009 doppelt so hoch wie in Österreich (PISA 2009 Results: Overcoming Social Background“ (OECD, 2010) Seite 160).

Die in der Forderung der Wirtschaftskammer angesprochenen Reibungsverluste und Probleme bei der Schnittstelle mit 10 Jahren existieren tatsächlich. Dennoch wäre es zu einfach, diese Schnittstelle durch die Abschaffung der äußeren Differenzierung zuerst abzuschaffen, sie durch die Einführung einer anderen, nämlich „inneren Differenzierung“ dann aber wieder einzuführen, ohne allerdings die grundlegenden Probleme wirksam anzugehen.

Viel überzeugender wäre es, den Übergang in die Sekundarstufe durch zusätzliche Elemente gerechter zu gestalten. Durch den Einsatz von standardisierten Tests könnten zusammen mit Potenzialanalysen, der Erkundung von Interessensschwerpunkten und den Prognosen der VS‐Lehrer/innen sowohl sozial gerechtere als auch transparentere und leichter nachvollziehbare Entscheidungen nach Begabung und Interessen der Kinder getroffen werden.

Ganz wichtig erscheint es uns in diesem Zusammenhang – und hier möchten wir die Forderung der Wirtschaftskammer massiv unterstützen ‐ wesentlich mehr Mittel, finanziell, personell und strukturell, in die Frühförderung vom Kindergarten bis zum Ende der Volksschule zu stecken. Die Kolleg/innen, die in diesen Altersgruppen unterrichten, werden großteils alleine gelassen in ihren Bemühungen, die Veränderungen der Lebensumwelt aufzunehmen und zu verarbeiten und gleichzeitig die Forderungen der Gesellschaft zu erfüllen, die nach wie vor heißen, grundlegende Fertigkeiten wie Schreiben, Lesen und Rechnen zu vermitteln.

Die Stellungnahme wurde unterzeichnet von:

OStR Mag. Helmut Abl, BG Bludenz

Mag. Christian Kusche, PG Mehrerau

Mag. Klemens Voit, BG Blumenstraße

HR Mag. Hildegard Gstach, PG Riedenburg

HR Mag. Armin Greußing, BORG Lauterach

OStR Mag. Reinhold Rinner, BORG Egg

Mag. Markus Germann, BG Dornbirn

Dr. Georg Konzett, BRG/BORG Feldkirch

Mag. Thomas Rothmund, BORG Götzis