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03.04.2013 09:05 Alter: 11 yrs
Kategorie: Kultur, Veranstaltung

Aufführung des Mozart-Requiems begeisterte das Publikum!

Das Musikgymnasium präsentierte Mozarts letzte Komposition im vollbesetzten Festsaal des Landeskonservatoriums


Chor und Ensemble des Musikgymnasiums, verstärkt durch Solostimmen des Landeskonservatoriums, führten am 18.03. unter der Leitung von Prof. Martin Lindenthal das Requiem von Mozart auf. Die ZuhörerInnen im voll besetzten Festsaal des Landeskonservatoriums waren ergriffen von der wunderbaren und bewegenden Aufführung der jungen MusikerInnen. Anbei eine von Martin Lindenthal verfasste Werkeinführung, die zu Beginn der Aufführung vorgelesen wurde.

Direktor Georg Konzett

 

EINFÜHRUNG INS KONZERT

Wenn man andern Menschen erzählt, dass man das Mozart Requiem aufführen wird, gibt es im Großen und Ganzen zwei Reaktionen. Die eine von den beiden ist: „Ah - Mozart - das Requiem - so schön ….“

Eine Totenmesse, die Darstellung des Jüngsten Gerichtes? SCHÖN ???

Das buckelige Hinkriechen vor einen unbarmherzigen Richter, der neutral alles aufrechnet und den man flehentlich um Gnade bitten muss … SCHÖN ?

Wenn ein Komponist ernsthaft diese Thematik vertont, kann doch eigentlich nichts Schönes herauskommen.

Im Musikgymnasium haben wir die Aufgabe, mindestens alle 2 Jahre an ein großes Werk heranzugehen und darüber hinaus eine Gelegenheit, die sich anderen Ensembles nicht bietet: Die Probenarbeit ist verbunden mit dem musikkundlichen Unterricht, wir können uns mit dem Werk in der Analyse und in musikgeschichtlichen Aspekten sehr vielfältig auseinandersetzen. Dann zeigt sich, dass bei Mozart eben die Darstellung der Schrecken der Apokalypse und das Empfinden von Schönheit, das Empfangen von Trost und Kraft vollkommen vereint sind.

Nehmen wir eine Stelle heraus, die wir analysiert haben

Das „Confutatis“ der Männer beschreibt die Verdammten im Feuer, angstvoll muss man dabei zusehen und hoffen, dass es einem nicht auch so ergeht - und erstaunlicherweise - beim Singen und beim Hören fühlen wir im Gegensatz dazu eine unglaubliche Stärke und Sicherheit.  Das darauf folgende „voca me“ ist die verzweifelte Bitte, zu den Erlösten gerufen zu werden, dennoch hören wir aus dieser Dreistimmigkeit der Frauen und der Violinen das Paradies heraus ... Und das unzweifelhaft... In der nachfolgenden gebückten Bitte des „oro supplex et acclinis“ (jede Kadenz fällt einen Halbton tiefer) und dem leisen Flehen „habe Gnade an meinem Ende“, haben wir am Ende des Chores das Gefühl, dass wir schon erhört sind: Ein kurzer leiser Akkord in F-Dur, wir sind in der Weihnachtstonart angekommen … und der darauffolgende Terzquaratkkord als Überleitung zum Lacrymosa, zum Tränenreichen Tag, könnte nicht fragender sein, alles bleibt offen...

Wie ist das möglich, fragen wir uns, wie kann so viel an widersprüchlicher und zugleich sich ergänzender Aussage so eng beieinander liegen und so schlüssig komponiert sein….

Ist es möglich, dass Mozart unbewusst paradoxerweise das genaue Gegenteil dieses Schreckensszenarios des jüngsten Gerichts in die Musik hineinkomponiert: Rettung statt Untergang, Trost statt Hoffnungslosigkeit im ewigen Feuer, mitten im Leben stehen statt Ohnmacht vor einem gnadenlosen Gott? Warum wird Zweiteres so genau dargestellt (was von manchen, z.B. Beethoven kritisiert wurde) und warum ist Ersteres in der Musik so deutlich spürbar?

Vielleicht finden wir bei Meister Eckhart eine Erklärung:

Gefühl sucht nicht.

Vernunft sucht.

Über der Vernunft, die sucht, steht eine Vernunft, die nicht mehr sucht.

 

Eine zweite Reaktion war auch: „Oh - das ist sehr mutig - das ist doch wahnsinnig schwer…“

Mozart adäquat zu musizieren … dazu meinte der Pianist Arthur Schnabel: „Zu leicht für Kinder - zu schwer für Erwachsene“. Was auch heißen soll, dass mit virtuoser Brillanz die technischen Tücken in Mozarts Partituren unmöglich zu bewältigen sind. Es braucht eine sehr gute Technik der anderen Art, die man sich aber erst schön langsam in seinem Leben erarbeiten kann.

In diesem Sinne ist, salopp gesagt, jede Aufführung des Requiems von Mozart die Präsentation der vorläufigen Ergebnisse eines Workshops über die musikalischen und spirituellen Fragen der Menschheit. Es geht um lustvolle, ernsthafte und umsichtige Beschäftigung mit einem Wunder-Komponisten.  Philharmonische Perfektion sollte nicht das bestimmende Thema in unserer musikalischen Bildungszeit sein.

Vielmehr darf das Motto, das Beethoven seiner „Missa solemnis“ gegeben hat, auch für unsere Aufführungen gelten, und auch über dem Requiem stehen

„Von Herzen - und möge es wieder zu Herzen gehen“

 

Die Gesangssolisten sind:

Marita Lechleitner - Sopran

Lea Müller - Alt

Lukas Diblig - Tenor

Johannes  Schwendinger - Bass

 

Martin Lindenthal

Bilder der Aufführung