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19.10.2019 17:45 Alter: 4 yrs

Aus dem Leben eines Kulturmanagers

Das Wahlpflichtfach Kulturmanagement stellt in unregelmäßigen Abständen KulturmanagerInnen aus der Region vor.


Interview mit Mag. Edgar Eller, 16.10.2019

Edgar Eller, Geschäftsführer Stadtkultur und Kommunikation Feldkirch GmbH und Chef des Montforthaus Feldkirch

 

Wie würden Sie Kultur definieren?
Eigentlich als alle menschlichen Tätigkeiten, als Gegensatz zur Natur. Aber als einen wesentlichen Teil von Kultur sehe ich auch die Weiterentwicklung der Gesellschaft, sich mit den wesentlichen Fragen der Gesellschaft zu beschäftigen, sie zu verändern im Sinne eines guten Lebens für alle. Kultur kann man natürlich auch auf die Kunst „herunterbrechen“.

Was sehen Sie als „Stadtkultur“ an?
Städtische Kultur, urbane Kultur und das Anliegen, die Stadt gemeinsam weiterzuentwickeln.

Wie definieren Sie Ihren Aufgabenbereich als Kulturmanager bzw. wie sehen Sie sich selbst als Kulturmanager?
Ich habe 70 MitarbeiterInnen, ich arbeite also in einem Team. Der Begriff Manager gefällt mir eigentlich nicht. Er ist sehr technisch und nüchtern. Ich finde da den Begriff Kurator viel passender. Kurator kommt vom lateinischen Wort „curare“, sich um etwas kümmern, und das trifft es viel eher. Ich unterscheide auch zwischen „Gestalten“ der Stadt als aktivem Prozess und „Entwickeln“, etwas, was bereits in der Stadt vorhanden ist, sichtbar zu machen.
Die gelernten Begriffe greifen nur ein Stück weit. Sie funktionieren eher parallel und sind in ihrer Bedeutung oft fließend, verändern sich ständig.

Hat Ihnen dieser Beruf immer schon zugesprochen oder wie entwickelte sich Ihr Interesse am Kulturmanagement?
Kunst und Kultur haben mich immer schon interessiert. Aber ich habe Freizeit und Tourismuswirtschaft studiert, wo ich natürlich auch wichtige Dinge über Kunst und Kultur gelernt habe. In Zusammenhang mit der Tourismuswirtschaft habe ich mich damit beschäftigt, was einen Ort auszeichnet, was ihn besonders macht.
In Feldkirch habe ich als Leiter des Tourismus und Stadtmarketing begonnen. Da hat mich die Frage beschäftig, was ist Feldkirch und wohin könnte es sich entwickeln. Die Kulturarbeit in der Stadt hat für mich immer eine besondere Bedeutung gehabt.

Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?
Eigentlich wollte ich Lehrer oder Architekt werden. Schlussendlich habe ich aber den Studiengang Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Freizeitwissenschaft gewählt und in Hessen studiert. Danach habe ich eine Zeit lang bei einem großen Filmfestival gearbeitet, war Tourismusdirektor im Montafon, bevor ich nach Feldkirch kam.

Was lieben Sie an Ihrem Job?
Vorarlberg ist ein toller Ort zum Leben und Arbeiten, ich habe wunderbare MitarbeiterInnen. Die Aufgaben sind sehr breit und vielfältig und es gibt extrem viele Gestaltungsmöglichkeiten.

Wie viel Zeit investieren Sie in Ihre Arbeit? Gibt es für Sie feste Arbeitszeiten?
Ich arbeite schon viele Stunden, es gibt eigentlich keine fixe Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben. Wenn ich nach Hause komme, setze ich mich manchmal hin und arbeite zum Beispiel noch ein Konzept aus. „Work-Life-Balance“ geht davon aus, dass die Arbeit sich vom Leben trennt, aber eine sinnerfüllte Arbeit geht im Gesamtlebensentwurf auf.

Welcher Faktor der Planung eines Kulturevents ist am aufwendigsten?
Besonders zeitintensiv ist immer die Entwicklung neuer Programme und Formate. Die Konzeptionsphase dauert seine Zeit, die Vermittlung des Konzeptes, dann beginnen die Vorbereitungen für die Veranstaltungen, wo die Routine eine große Rolle spielt.

Welche Art von Veranstaltungen findet am häufigsten im Montforthaus statt?
Wir bieten Raum für klassische Konzerte ebenso wie für Messen. Natürlich ist das Montforthaus für manche Formate zu groß, für manche wiederum zu klein. Und die Kosten für das Mieten von Montforthaus-Räumlichkeiten sind sehr moderat, vor allem für die Vereine der Stadt gedacht, die es sich leisten können sollen, sich hier zu präsentieren.

Inwiefern ist das Montforthaus nachhaltiger als andere Kultureinrichtungen?
Die Stadt Feldkirch hat gerade wieder eine Auszeichnung als energieeffiziente Stadt bekommen. Und das Montforthaus ist in vielerlei Hinsicht nachhaltig: Es beginnt schon mit der Auswahl der Baustoffe, aber auch die Technik des Hauses ist sehr ausgeklügelt, Heizen und Lüften funktioniert über die Abwärme des Grundwassers. Die Beleuchtung besteht aus LED-Lampen, die extra für das Haus entwickelt wurden. Wir haben ein Green-Meeting-Zertifikat für den Betrieb bekommen: In der Küche achten wir auf Regionalität. Unsere Techniker tragen seit Beginn besondere „Upcycling“-Mode.

Was ist Ihrer Meinung nach, neben dem Montforthaus, die wichtigste Kulturinstitution Feldkirchs?
Ich könnte ein paar Beispiele nennen: Das Alte Hallenbad steht der freien Szene zur Verfügung, die hier nicht nur veranstalten, aufführen, sondern auch über einen längeren Zeitraum, ein Theaterstück zum Beispiel, produzieren können.
Oder das Palais Liechtenstein, das ein so großes Potential hat und darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden. Es gibt sehr viele engagierte und kreative Kulturschaffende in der Stadt, in der Region und viele Kulturvereine.

Was denken Sie darüber, dass viele Einwohner Feldkirchs sich über die schlichte Gestaltung des Hinterhofs des Montforthauses beschweren? Was würden Sie daran ändern, um den Hinterhof ein wenig mehr Nutzen zukommen zu lassen?
Dieser Hof ist die Anlieferungszone des Montforthauses und daher von seiner Nutzung her eingeschränkt. Es sind kleine Dinge, Veranstaltungen, möglich, aber eben nicht dauerhaft. Und ich denke freie Plätze in der Stadt, die vielfältig von den BewohnerInnen genutzt werden können, sind auch positiv.
 

Wahlpflichtfach Kulturmanagement:
Elina Breuß, Julia Koch, Leonora Lichtinger, Sajra Ljubijankic, Greta Mödlagl, Precious Peter, Carmen Redl, Medina Samardzic, Christina Wiedemann

Fotos: Medina Samardzic