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17.12.2020 08:00 Alter: 3 yrs

Interviewreihe des WPF Kulturmanagement – Teil 4: Lukas Böckle


Interview mit Lukas Böckle, Geschäftsführer der Villa Müller (29.09.2020)

Wie hat sich Ihre Situation in der Pandemie verändert?
Unsere Arbeit ist viel aufwendiger geworden, weil wir viele Hygienemaßnahmen vornehmen mussten, und natürlich ist es auch eine sehr unsichere Zeit. Wir wissen nie, ob die Veranstaltungen jetzt wirklich stattfinden können oder nicht. Diese Umstände schaffen auch Verunsicherung bei den Besuchern, sie können sich nie sicher sein, ob die Veranstaltung wirklich stattfindet.

Was haben Sie selbst in dieser Zeit verändert?
Na ja, es hat sich für uns als Kulturveranstalter schon viel verändert. Wir dürfen nur noch eine gewisse Zahl an Tickets verkaufen, diese muss man jedoch auf einer Website kaufen, auf der man seine Kontaktdaten angeben muss, das wollen aber viele Besucher nicht. Da wir vorher entweder Abendkasse oder „Pay as you wish“ als Zahlungsmöglichkeit hatten und man einfach spontan kommen konnte, wenn man z. B. gesehen hat, dass jemand Interessantes spielt, ist es jetzt ein ganz anderes Feeling. Und natürlich haben diese Zahlungsmethoden auch viel mehr Geld für die Künstler eingebracht. Manchmal fragen wir uns auch, ob wir den Künstlern diesen Aufwand für so wenig Gage antun können und für unseren Betrieb lohnt es sich auch nicht wirklich.

Falls eine zweite Welle kommt: Wie würden Sie Ihre Zeit nutzen?
Ich habe mir schon viele Gedanken darüber gemacht und habe mich auch schon gefragt, ob wir die Villa Müller überhaupt offenhalten können oder ob wir wirklich ganz zumachen müssen. Doch ich hab mir auch gedacht, dass man genau diese Zeit nutzen sollte, und hab mir eine Veranstaltung überlegt, die inspiriert von „Il Decamerone“ ist. Bei der Veranstaltung würde man fünf bis zehn Künstler aus allen Richtungen und aus allen Ländern der Welt in die Villa Müller bringen. Sie würden hier abgeschottet leben und einfach Kunst zusammen schaffen, egal ob das jetzt bildende Künstler, Musiker etc. wären. Natürlich würde diese Veranstaltung dann unter den dazugehörigen Sicherheitsmaßnahmen stattfinden.

Was sehen Sie als negativ, was vielleicht aber auch als positive Auswirkungen der Krise?
Es ist natürlich wichtig, in allem das Positive zu sehen. Diese Krise gibt uns Zeit, darüber nachzudenken, was in den nächsten Jahren aus der Villa werden soll und was wir noch machen können. Die Pandemie gibt uns z. B. Zeit für Umbauten, um wieder mit voller Stärke aus dieser Krise herauszukommen, da noch so viel Potential in dem Haus steckt und es einfach ein Ort wäre, der geschaffen ist, um langfristig ein spezieller Ort zu sein.