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24.12.2020 08:00 Alter: 3 yrs

Interviewreihe des WPF Kulturmanagement – Teil 5: May-Britt Chromy


Interview mit May-Britt Chromy, bildende Künstler (29.09.2020)

Wie hat sich Ihre Situation in der Pandemie verändert?
Ich bin selbständig als Künstlerin sowie Workshopleiterin und dazu noch angestellte Kunsterzieherin. Geändert hat sich vor allem die selbständige Tätigkeit als Workshopleiterin. Durch COVID-19 wurden viele Veranstaltungen abgesagt, wo ich sonst Jahr für Jahr gebucht worden bin. Als Kunsterzieherin musste ich Online-Unterricht anbieten, was im Kunstbereich etwas schwierig ist.

Was haben Sie selbst in dieser Zeit verändert?
Was ich verändert habe? Durch das viele Zuhausesein habe ich plötzlich Zeit für meine Malerei gefunden und bin dann immer wieder ins Atelier gegangen, um dort zu arbeiten. Aber etwas groß verändert, habe ich nicht. Ich habe freiwillige Kinderbetreuung gemacht, in der Volksschule, für die Kinder, deren Eltern arbeiten mussten und nicht zuhause sein konnten. Man kann vielleicht sagen, dass ich MICH selbst verändert habe. Ich bin mir mehr bewusst worden, wie fragil ein Leben sein kann, und ich schätze Kleinigkeiten im Alltag viel mehr.

Jetzt wird schon von einer zweiten Welle gesprochen. Wie gehen Sie damit um?
Ich habe natürlich Angst vor einem zweiten Lockdown. Ich glaube nicht, dass das Land noch einmal so viel Fördergeld für die Künstler herausrückt. Ansonsten gehe ich ganz normal zur Arbeit, mit Mundschutz, Abstand etc. und freue mich über jeden Tag, an dem ich arbeiten darf, weil wir eben nicht wissen, was auf uns zukommt.

Was sehen Sie als negative, was aber vielleicht auch als positive Auswirkungen der Krise?
Global gesehen hat sich das Klima während der Lockdowns enorm erholt. Aber die Zahlen der Arbeitslosen, häusliche Gewalt, Kinder und Jugendliche, die zuhause mit dem Lernpaket nicht zurechtkommen, sind gestiegen. Mangel an Psychotherapie – alles nur telefonisch möglich. Eine unglaubliche Überforderung für alle. Vielleicht hat sich die eine oder der andere über die vielen Tage zuhause gefreut, im Haus und/oder im Garten. Viele sind zur Ruhe gekommen, haben ZEIT gehabt. Viele Künstler, so wie ich, haben Zeit für Kunst gehabt. Aber viele Künstler haben auch enormen finanziellen Schaden erlitten. Einige von uns müssen von der Kunst leben, und wenn keine Ausstellungen möglich sind, dann muss man schon sehr kreativ sein, um Kunst verkaufen zu können.

Viele Veranstaltungen und Ausstellungen wurden abgesagt. Waren Sie selbst auch davon betroffen?
Ich werde immer für die Osterferienbetreuung der Stadt Feldkirch gebucht, die hat natürlich nicht stattgefunden. Dann für die Veranstaltung „Cross Culture“ in Bregenz auf der Seebühne, dort mache ich Kunst mit Jugendlichen. Auch sie wurde abgesagt. Abgesagt wurden auch die ganz großen Kunstmessen wie die „Art Bodensee“, dort leite und betreue ich seit Ewigkeiten den Stand „Kunstkids“.