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23.05.2012 13:32 Alter: 12 yrs
Kategorie: Kultur

Empfehlung für Schulklassen: Maja Haderlap und Helga Emperger zu Gast im TaS

Text und Film beleuchten die Situation Kärntens zur Zeit des Zweiten Weltkriegs


Maja Haderlap

Helga Emperger

Maja Haderlap: "Engel des Vergessens"

Am Mittwoch, den 30.5., liest die Autorin Maja Haderlap aus ihrem Roman „Engel des Vergessens“. (20.15 Uhr, Theater am Saumarkt)

Die Autorin erhielt 2011 für einen Auszug aus ihrem Roman-Debut „Engel des Vergessens“, den Ingeborg – Bachmann – Preis, einen der angesehensten Literaturpreise im deutschen Sprachraum. Dieses Jahr wurde ihr noch der Rauriser – Literatur – Preis für den Roman zugesprochen.

Die Lyrikerin und Schriftstellerin schildert in ihrem Buch unter anderem die Erinnerungen ihrer Großmutter und ihres Vaters an die Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus in Kärnten, eine Epoche, die einen tiefen Einschnitt im kollektiven Bewusstsein der Kärntner Slowenen bedeutet.

Maja Haderlap gelingt etwas, das man gemeinhin heutzutage für gar nicht mehr möglich hält: Sie erzählt die Geschichte eines Mädchens, einer Familie und zugleich die Geschichte eines Volkes.

Erinnert wird eine Kindheit in den Kärntner Bergen. Überaus sinnlich beschwört die Autorin die Gerüche des Sommers herauf, die Kochkünste der Großmutter, die Streitigkeiten der Eltern und die Eigenarten der Nachbarn. Erzählt wird von dem täglichen Versuch eines heranwachsenden Mädchens, ihre Familie und die Menschen in ihrer Umgebung zu verstehen. Zwar ist der Krieg vorbei, aber in den Köpfen der slowenischen Minderheit, zu der die Familie gehört, ist er noch allgegenwärtig.

In den Wald zu gehen hieß eben »nicht nur Bäume zu fällen, zu jagen oder Pilze zu sammeln«. Es hieß, sich zu verstecken, zu flüchten, sich den Partisanen anzuschließen und Widerstand zu leisten. Wem die Flucht nicht gelang, dem drohten Verhaftung, Tod, Konzentrationslager. Die Erinnerungen daran gehören für die Menschen so selbstverständlich zum Leben wie Gott. Erst nach und nach lernt das Mädchen, die Bruchstücke und Überreste der Vergangenheit in einen Zusammenhang zu bringen und aus der Selbstverständlichkeit zu reißen - und schließlich als (kritische) junge Frau eine Sprache dafür zu finden. Eindringlich, poetisch, mit einer bezaubernden Unmittelbarkeit. Maja Haderlap hat eine gewaltige Geschichte geschrieben ...

„Die Großmutter wie noch keine, der arme bittere Vater wie noch keiner, die Toten wie noch nie, ein Kind wie noch keines.“ Peter Handke

Maja Haderlap, geb. 1961 in Eisenkappel/Zelezna Kapla (Österreich), studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien. Sie war von 1992 bis 2007 Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt und unterrichtet regelmässig am Institut für Angewandte Kulturwissenschaft der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt. Seit 2008 lebt Maja Haderlap als freie Schriftstellerin in Klagenfurt. Sie veröffentlichte Gedichtbände auf Slowenisch und Deutsch sowie Übersetzungen aus dem Slowenischen. »Engel des Vergessens« ist ihr Romandebüt.
Auszeichnungen: Ingeborg Bachmann Preis 2011, RauriserLiteraturpreis 2012

Im Anschluss an die Lesung Gespräch mit dem Historiker Mag. Burkhard Wüstner.
In Kooperation mit Naturfreunde Vorarlberg! http://vorarlberg.naturfreunde.at

 

"Wilde Minze" - ein Film von Jenny Gand und Lisa Rettl über Helga Emperger aus Villach

Tags darauf wird im Theater am Saumarkt der Film „Wilde Minze“von Jenny Gand und Lisa Rettl über Helga Emperger aus Villach gezeigt.  Anschließend gibt es ein Gespräch mit der heute 84-jährigen Zeitzeugin. (Do. 31.5., 20.15 Uhr)

Für einige Klassen unserer Schule gibt es die Möglichkeit diesen Film sowie ein Gespräch mit der Zeitzeugin Helga Emperger an zwei Terminen  zu erleben. (Do. 31.5., 10 Uhr, Pädagog. Hochschule,  Hörsaal B und Fr. 1.6., 10 Uhr, Theater am Saumarkt)

Der Film „Wilde Minze“ schildert die Erinnerungen von Helga Emperger, die mit 16 ihre Mutter Maria Peskoller verlor,  da sie 1944 in Graz als Partisanin von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Zusammen mit ihrer Schwester Roswitha geriet Helga Emperger auch in die Fänge der Gestapo. Sie blieb dann ohne Prozess bis zum April 1945 in Klagenfurt in Gestapo-Einzelhaft inhaftiert. Zuvor war Helga Emperger bereits für die Kommunisten politisch aktiv. Sie übernahm verschiedene Kurierdienste für die slowenischen Partisanen, in-dem sie politische Nachrichten übermittelte, Flugblätter transportierte und als Stenographin „Feindsender“- Meldungen notierte und verbreitete.

 

Thematische Klammer

Die beiden Veranstaltungen im Saumarkt sind durch eine thematische Klammer verbunden, denn sowohl in der Lesung aus Maja Haderlaps Buch und den filmischen Darstellungen und Gesprächen mit der Zeitzeugin geht es um den Themenkomplex Kärnten im Zweiten Weltkrieg, der Partisanentätigkeit in dieser Zeit sowie um das Minderheitenproblem der Slowenen in Kärnten.

Burkhard Wüstner

weitere Informationen und Kartenvorverkauf