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20.06.2012 20:58 Alter: 12 yrs
Kategorie: Veranstaltung, Schülerbeitrag

Film „Wilde Minze“ und Gespräch mit der Zeitzeugin Helga Emperger


Helga Emperger (©Raphaela Pfanner)

Für einige Klassen unserer Schule gab es die Möglichkeit den Film „Wilde Minze“ sowie ein Gespräch mit der Zeitzeugin Helga Emperger an zwei Terminen  zu erleben. (Do. 31.5., 10 Uhr,Pädagog. Hochschule,  Hörsaal B   und    Fr. 1.6.,  10 Uhr,  Theater am Saumarkt)

Der Film „Wilde Minze“ schildert die Erinnerungen von Helga Emperger, die mit 16 ihre Mutter Maria Peskoller verlor,  da sie 1944 in Graz als Partisanin von den Nationalso-   zialisten hingerichtet wurde. Zusammen mit ihrer Schwester Roswitha geriet Helga Emperger auch in die Fänge der Gestapo. Sie blieb dann ohne Prozess bis zum April 1945 in Klagenfurt in Gestapo-Einzelhaft inhaftiert. Zuvor war Helga Emperger bereits für die Kommunisten po- litisch aktiv. Sie übernahm verschiedene Kurierdienste für die slowenischen Partisanen, in-dem sie politische Nachrichten übermittelte, Flugblätter transportierte und als Stenographin „Feindsender“- Meldungen notierte und verbreitete.

Die beiden Veranstaltungen berührten die anwesenden SchülerInnen.

Mag. Burkhard Wüstner

Eindrucke und Gedanken aus der 6m2

Eindrücke und Gedanken aus der 5e

Ich persönlich wurde besonders von dem Moment berührt, als Frau Helga Emperger das Tuch ihrer Mutter glattstrich und erzählte, sie habe das Tuch die ganzen Jahre lang aufbewahrt und es sei ihr sehr wertvoll. Auch als sie stolz ihr Armband in die Kamera zeigte und sagte, mit 14 habe sie ein so tolles Zeugnis gehabt und sie durfte sich etwas aussuchen, außerdem sei sie auch sehr stolz auf dieses Stück ihrer Mutter.

Dieser Vortrag hat mir gezeigt, dass der 2. Weltkrieg wirklich seine Spuren hinterließ. Ich habe nur aus Büchern oder Filmen davon gehört oder gesehen und es hat sich eher wie eine Geschichte angehört statt einem wirklichem Krieg, aber seit ich von diesem Einzelschicksal hörte, kann ich mir tatsächlich erst alles vorstellen.

Vielleicht packt uns ihre Geschichte auch so sehr, da wir alle unsere Mütter lieben und die Vorstellung, dass ihr etwas passieren könnte, unvorstellbar schmerzlich ist.

Anna

 

Ich fand es äußerst bemerkenswert, dass  es Frau Emperger gelungen ist, mit den schlimmen Dingen, die sie gesehen und auch am eigenen Leib gespürt hat, fertig zu werden und sie zu verarbeiten. Es ist bestimmt nicht leicht mit dem Tod der eigenen Mutter klarzukommen, doch Frau Emperger ist es gelungen und dass sie heute so frei darüber sprechen und davon erzählen kann, finde ich wirklich beeindruckend.

Philipp R.

 

Obwohl es schon relativ lange her ist, setzt sich Frau Helga Emperger noch immer täglich mit den traumatischen Erlebnissen von damals auseinander. Die Rede ist vom zweiten Weltkrieg und Frau Empergers bewegender Geschichte.

Während wir Frau Emperger im Film „Wilde Minze“ begleiten, fällt uns auf, wie oft sie sich durch eigentlich sehr alltägliche Sachen an diese Zeit zurückerinnert.
Beispielsweise das Tuch, welches sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hat oder das Armband, welches sie sich damals kaufen durfte, haben für sie heute noch sehr viel Bedeutung. Auch der Minztee bildet für sie eine Art „emotionaler Brücke“, mit welcher sie sich wieder zurückerinnert.

Was mich persönlich sehr bewegte, war der Abschied von ihrer Mutter. Eines der meiner Meinung nach schlimmsten Dinge ist, plötzlich erfahren zu müssen, dass man die eigene Mutter nie mehr sehen wird, so wie es Frau Emperger ergangen ist.

Felix

 

Was mich im Film sehr berührt hat war, dass Frau Emperger ihre Erinnerungsstücke an ihre Mutter (Tuch und Armband) gezeigt hat und noch genau wusste, wann und zu welchem Anlass sie diese bekommen hat. Nachdem sie ein sehr gutes Zeugnis mit nach Hause brachte, durfte sie sich das Armband aussuchen.

Ich fand es auch sehr mutig von Frau Emperger, dass sie den Abschiedsbrief ihrer Mutter im Film vorlas, da es etwas sehr Persönliches von ihr ist.

Vanessa

 

Was mich verwundert, beziehungsweise auch ein wenig stutzig gemacht hat, war die Tatsache, dass die Frau Emperger erst jetzt uns ihre Geschichte erzählen hat können. War es vorher, also zwischen den Jahren 1945 bis ca. 2005, 60 Jahre lang nicht möglich, über das Geschehene zu sprechen? 60 Jahre hat es gedauert, offen über die Geschehnisse, die sich während und vor dem 2. Weltkrieg zugetragen haben, zu berichten..

Ein weiterer Punkt, der mich zum Nachdenken angeregt hat, war die Tatsache, dass der österreichische Staat keine beziehungsweise wenige Hilfszahlungen an die politischen Gegner des NS-Regimes im Nachhinein geleistet hat. Diese waren ja maßgeblich auch am Untergang dieses Regimes beteiligt. Der österreichische Staat hätte diesen Menschen im Nachhinein mehr Respekt zollen sollen, denn ohne diese Menschen wären wir heute nicht da wo wir jetzt sind.

Markus

 

Durch den Film „Wilde Minze“ hat man einen deutlichen Eindruck bekommen, wie die Zeit für NS-Gegner gewesen ist und wie die Beteiligten heute damit zurecht kommen.

Mich persönlich hat das Schicksal von Frau Emperger gerührt, da plötzlich Personen aus ihrem Leben gerissen wurden, die ihr nahe standen. So ein Schicksal war für diese Zeit sicher nicht einmalig, aber durch eine Zeitzeugin wird es noch einmal verdeutlicht und umso bedauerlicher, da man weiß, dass es die Realität ist/war. Wie Frau Helga Emperger das seelisch verarbeiten konnte bzw. kann, ist bemerkenswert. Auch wenn sie in ihrem Leben sehr viel Schreckliches erlebt und gesehen hat, kann sie immer noch lachen und Spaß haben.

Es war eine gute Entscheidung, in diesem Film mitzumachen, da die Erinnerungen jetzt auch für die Nachwelt erhalten bleiben.

Simon K.

 

Besonders interessant fand ich, dass man die Kriegs- und Nachkriegszeit auch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten konnte. Durch einen solchen Beitrag erfährt man viel realitätsnaher, wie sich der kleine Mann (oder in diesem Fall Frau) in einer solchen Zeit fühlt. Das Ansprechende daran ist meiner Meinung nach, dass man dabei viel mehr über die Gefühle der einzelnen Person erfährt, als man aus einem Unterrichtsbuch erfahren könnte. In diesem Sinne finde ich es gut, dass es eine solche Möglichkeit für Schüler gibt.

Dominic

 

Frau Emperger Helga, ursprünglich aus Kärnten, hat den 2. Weltkrieg selbst miterlebt und berichtete uns von der damaligen Zeit im Nationalsozialismus. Dabei erzählte sie sehr genau von ihrer Kindheit, von der Festnahme ihrer Mutter bis zu deren Hinrichtung und wie sie die Zeit nach dem Krieg psychisch verarbeitete.

Mich hat an diesem Beitrag sehr beeindruckt, wie sie ihren Aufenthalt im Gefängnis sehr detailliert geschildert hat, als sie nicht gewusst hatte, was mit ihr und ihrer Mutter als nächstes passieren würde. Da ihr niemand etwas gesagt hat und sie nicht die Sprache ihrer Mitbewohnerinnen sprach.

Philipp K.

 

Wilde Minze ist eine Dokumentation über eine am ersten Weihnachtstag 1928 geborene Frau, die sich erst nach 70 Jahren dazu aufraffen konnte, über das, was ihr während des zweiten Weltkriegs erfahren ist, zu erzählen.

Immer noch schweift sie gedanklich, mit Tränen in den Augen, zurück auf das Jahr 1944. In eben diesem Jahr wurde sie, ihre Mutter und ihre damals 12-jährige Schwester um 5 Uhr früh, durch kraftvolles Schlagen an der Tür verängstigt, denn ihre Mutter war eine Partisanin und wurde so von der Gestapo des NS-Regimes gesucht. An diesem Morgen wurde die kleine Familie festgenommen und mit dem Zug nach Graz in das dortige Gefängnis gebracht.

Getrennt und in einer Einzelzelle fror Helga Emperger, obwohl ihre Mutter ihr noch sagte, sie und ihre Schwester sollen sich doppelschichtig bekleiden.

Sie wusste, ihre Mutter war in der Zelle unter ihr, aber konnte ihr nicht helfen.

Eines Tages kamen zwei Beamte mit einem ihr bekannten Mann, Wassiljew, dessen Namen sie nie aussprechen konnte, einen blutdurchtränkten Turban um seinen Kopf.

Beide kannten sich natürlich nicht. Später wurde er auf dem Hof erhängt.

Am 18. und 19. Dezember waren die gerichtlichen Verhandlungen.

Helga bekam nichts von dem Urteil mit, dem Todesurteil ihrer Mutter.

In ihrer Jugendzelle waren junge Sloweninnen, aber diese tauschten sich nur in deren Muttersprache aus.

Ihre Mutter wurde am 23.12.1944 erschossen. Helga Emperger wurde zwei Tage später 16.

Clemens

 

Mich persönlich hat der Film sehr berührt, denn das alles von einer Zeitzeugin zu erfahren, ist sehr emotional.
Mich hat an ihrer Person sehr berührt, dass sie sich, trotz der Trauer und des Schmerzes an kleine Dinge ihrer Mutter erinnert hat. Und auch, dass sie die Erinnerungen nicht verdrängt , sondern dass sie sich damit beschäftigt hat.
Ich fand es ebenfalls überwältigend, dass sie die Kraft und den Mut hatte, den Abschiedsbrief von ihrer Mutter vorzulesen. Denn das war das letzte Zeichen, das sie von ihrer Mutter erhalten hatte, und sie wusste nicht, als sie den Brief las, ob sie noch lebte oder schon hingerichtet wurde.
Mich hat auch noch beeindruckt, dass sie zu jedem Vortrag erscheint, wenn es ihr möglich ist. Denn sie hat selbst gesagt, es würde sie jedes Mal mitreißen.
Ich finde Frau Emperger einfach bewundernswert, denn dass sie ihre Trauer und ihren Schmerz mit „fremden“ Menschen teilt, erfordert eine große Portion Mut.
Celine

 

Der Vortrag hat gezeigt, dass über den Nationalsozialismus nicht nur in Geschichtsbüchern berichtet wird, sondern er wirklich im realen Leben stattgefunden hat. Er hat den Alltag vieler Menschen stark verändert und schreckliche Erinnerungen hinterlassen, die die Betroffenen nie vergessen können. So ähnlich wie Frau Emperger haben wahrscheinlich viele Menschen diese Zeit erlebt, auch wenn sich die einzelnen Schicksale immer voneinander unterscheiden. Diese Erlebnisse hinterlassen bei den Betroffenen meist tiefe seelische Wunden. Frau Emperger hat ihre Familie verloren, und das in einer Zeit, in der sie sie sehr gebraucht hätte. Ich bewundere den Mut von Frau Emperger, da sie ihr Schicksal und ihre Vergangenheit eigentlich fremden Menschen preisgibt.

Zeitzeugen wie Frau Emperger verhindern, dass die Verbrechen und das Leid des 2. Weltkriegs in Vergessenheit geraten.

Selina

 

 

Wilde Minze ist ein Dokumentarfilm. Sehr interessant ist die lebensnahe Darstellung der Nazi-Zeit. Frau Emperger schildert ihr Leben sehr detailliert und es wird schnell klar, wieviel Schmerz und Leid sie ertragen musste. Imponiert hat mir ihr Mut, dass sie sich getraut hat, gegen das Regime zu arbeiten. Obwohl schon sehr viel Zeit vergangen ist, möchte Frau Emperger, dass die Erinnerung an diese Zeit allgegenwärtig bleibt, damit sich so etwas niemals wiederholt. Der Film vermittelt das sehr gut.Traurig ist, wenn sie im Film über die Hinrichtung ihrer Mutter spricht. Ich hoffe, dass noch viele solche Veranstaltungen stattfinden werden.

Alexander

 

 

Besonders berührt hat mich die Stelle, als Frau Emperger von der Zeit berichtet hat, in der sie im Gefängnis saß.
Sie hat erzählt, dass es sehr kalt war, dass sie Hunger hatte und sehr sehr große Angst. Zudem waren sehr viele slowenische Frauen und Mädchen mit ihr inhaftiert, wodurch sie kaum ein Wort verstehen konnte.
Diese Stelle hat mich besonders berührt, weil sie alles sehr genau beschrieb und wir es uns heute kaum vorstellen können, zu wenig Essen zu haben oder diese Angst durchzustehen, denn sie hat nie gewusst, was als nächstes mit ihr passieren wird…
Es fasziniert mich, dass sie es geschafft hat, die Nachkriegszeit alleine zu überstehen und ein neues Leben aufzubauen.
Was mich traurig macht ist, dass ein Tuch, ein Armband und die Erinnerungen alles sind, was ihr von ihrer Mutter geblieben ist.

Gina

 

Der Satz, den Frau Helga Emperger des Öfteren wiederholt hat, den ihre Mutter vor ihrem Tode zu ihr gesagt hat,  finde ich sehr bewegend. „Sei tapfer, sei stark!“ Ich glaube, beide wussten, was auf sie zukam und es ist zwar nicht das Liebenswürdigste, das eine Mutter ihrem Kind mitteilen kann, doch es ist eigentlich das Wichtigste in wenigen Worten. Nie mit seinem Vater über den Tod seiner Mutter zu reden, ist etwas Unvorstellbares für mich. Zwar ist es sicher schwer, über so etwas zu reden, doch alles in sich hineinzustopfen, ist vielleicht auch nicht die beste Art damit umzugehen. Ich finde es toll, Einblicke in die nahe und doch ferne Vergangenheit zu bekommen, vor allem von Zeitzeugen, die das Geschehen „live“ mitbekommen haben. So wird einem vielleicht das Schreckliche besser geschildert und man kann es besser mitfühlen, als wenn es nur in Büchern steht.

 

Besonders interessant fand ich, wie Frau Emperger ihre Rolle im Widerstand beschrieben hat. Sie selbst sagt, dass es für sie, aufgrund ihrer Erziehung, selbstverständlich war, sich für den Frieden einzusetzen und sie macht sich heute sogar Vorwürfe, nicht genug getan zu haben. Ich bin jedoch der Meinung, dass ihre Kurierdienste in einer Gesellschaft, die gröstenteils tatenlos zugesehen hat, wie die Nationalsozialisten Menschen umbrachten, eine große Ausnahmeleistung sind und von Mut und Ambition zeugen.

Deshalb bin ich der Meinung, dass Helga Emperger eine beeindruckende Frau ist, für die ich größten Respekt und Bewunderung empfinde. Auch finde ich es toll, dass sie sich solche Filmstunden, welche für sie sicher nicht leicht sind, über sich ergehen lässt, um ihren sich selbst zugeteilten Auftrag, junge Leute wie uns aufzuklären, zu erfüllen.

Danke

 

Was mich sehr berührt hat war, wie Frau Emperger in dem Film immer wieder beschrieben hat, wie sie um ihre Mutter geweint hat und die letzten Male mit ihr gesprochen hat, als jene schon eingesperrt war. Aber ihre Mutter hat ihr immer wieder gesagt, sie solle stark bleiben, was sie auch getan hat. Das Schicksal von ihr und ihrer Mutter hat mich sehr berührt.

Des Weiteren fand ich es sehr stark, dass Frau Emperger für viele Jahre geschwiegen hatte, weil es nicht anders ging. Ich persönlich hätte nicht mehr weiter gewusst, wenn so etwas Schreckliches passiert, aber ich das Vergangene ignorieren muss weil niemand darüber sprechen kann bzw. darf bzw. will (sogar die eigene Familie nicht).